Eigenverantwortung

„Der Krebs ist ein Scheißkerl!“ – es waren ziemlich deutliche Worte, die eine junge Kollegin verwendete, um die Wut über Ihre wieder ausgebrochene Brustkrebserkrankung zum Ausdruck zu bringen. Sie war damals Anfang 30 und hatte gerade ihr zweites Kind bekommen. Ich weiß nicht, wie oft ich an diesen Satz schon gedacht habe: Wenn ich an meinen Vater denke, der vor fast 12 Jahren an Krebs verstorben ist; wenn mir jemand erzählt, dass er oder jemand, der ihm nahesteht, an Krebs erkrankt ist; wenn ich wieder mal einen Menschen beerdige, der viel zu früh an Krebs verstorben ist. Manchmal muss man einfach zu solchen klaren Formulierungen greifen, um seine Wut über diese Krankheit ertragen zu können, die ja nicht nur so viel Leid und Schmerz mit sich bringt, sondern uns immer wieder auf so schmerzvolle Weise entgegengrinst, dass unser Leben noch nicht im Himmelreich stattfindet, sondern in der bitteren Realität des Hier und Jetzt.
Heute am 4. Februar wird weltweit der Welt-Krebs-Tag begangen. Die Deutsche Krebshilfe erinnert an diesem Tag daran, wie wichtig Prävention und Früherkennung sind und weist darauf hin, dass 40% der Krebsfälle vermieden werden könnten, wenn man gesünder leben würde. Diese Zahl steigt auf 75% wenn man auch noch die Früherkennungsmöglichkeiten ausschöpfen würde. Ich finde das ist eine ziemlich hohe Quote. Sie lindert sicher das Leid der Krankheit nicht und macht auch die leidvollen Erfahrungen aller, die mit der ihr konfrontiert werden, nicht besser, aber sie ist ein überzeugender Ansporn, dem „Scheißkerl“ Krebs nicht kampflos das Feld zu überlassen. Manchmal muss man eben auch selbst Verantwortung übernehmen. Noch leben wir nicht in Gottes Himmlischen Reich, in dem es keine Krankheiten und kein Leid mehr geben wird. Aber wir können schon jetzt einiges tun, um das Leben besser zu machen, und das übrigens auch nicht nur, wenn es um Krebs geht. Und ich bin sicher, Gott lässt uns bei unserem Einsatz nicht im Stich.